Willkommen im RambaZamba Theater! Willkommen im RZt! Einer der aufregendsten Orte Berlins, wenn man außergewöhnliche Kunst sehen will. Ich gebe zu, ich bin befangen, aber glauben Sie mir, es ist ein besonderer Ort, den Sie nicht so schnell vergessen werden. Für mich ist das RambaZamba ein sehr persönlicher Ort, und das nicht nur, weil mein Bruder, der seit 32 Jahren im Ensemble ist, der Impuls war, diesen Ort zu erschaffen, sondern weil beide, mein Bruder und das RambaZamba, mein Leben auf ganz unterschiedliche Weise beeinflusst und geprägt haben.

Die Geschichte des RambaZamba Theaters beginnt vor über 30 Jahren in Ostberlin. Dieses Berlin von damals war ein Ort der Freiräume auf allen Ebenen. Die Immobilien gehörten für eine kurze Zeit den Bewohnerinnen und Nutzerinnen, und das war ein wesentlicher Faktor für vieles, was in dieser Zeit in Ostberlin begann. Das Vakuum, das die DDR strukturell und ideologisch hinterlassen hatte, füllten Künstler*innen aus aller Welt mit ihren Utopien und Visionen. In diesem Sinne entstand auch das RambaZamba Theater, wirkt seitdem in der Kulturbrauerei und strahlt von Berlin in die Welt. Diese Strahlkraft des Hauses beruht zum Teil auf seiner Haltung zur Kunst und zur Gesellschaft, die immer schon weit über die gängigen Vorstellungen, was vorgesehen oder vorhersehbar ist, hinausging.

Inzwischen hat die Sucht nach Reichtum auch in Berlin dazu geführt, dass diese Stadt sich dem Ausverkauf preisgegeben hat. Das reine Profitdenken bedroht die Kulturlandschaft und somit auch das RZt. Es verschwinden die Kulturräume, die so dringend notwendig für die Substanz der Gesellschaft sind, will sie sich nicht nur über die pure Existenz und den Konsum definieren. Die Lebensqualität einer Stadt erhöht sich bestimmt nicht durch den nächsten Bürokomplex. Die Herausforderungen für die Stadtgesellschaft sind enorm und der Hunger der kapitalistischen Bedürfnisse scheint unbezwingbar. Und doch, so wenig wie man es in den 90er-Jahren für möglich gehalten hätte, dass das RambaZamba Theater und sein Ensemble eine Berliner Kulturinstitution von internationaler Bedeutung werden sollte, so wenig mag es vielleicht jetzt vorstellbar sein, dass sich Orte wie das RambaZamba gegen diesen Druck durchsetzen können. Ich bin davon überzeugt, dass es die Möglichkeit geben wird, dieses Theater weiterzuentwickeln und ihm noch mehr Raum und Sichtbarkeit in der Stadt zu geben.

Mein Bruder ist mit Leib und Seele Schauspieler, Musiker und Maler. Er ist einer von sehr vielen wunderbaren und sehr besonderen Künstler*innen, die dieses Haus ausmachen. Ihre andauernde Auseinandersetzung mit dem Theater, dem Tanz, der Musik und der bildenden Kunst, die Ernsthaftigkeit ihrer Arbeit sowie ihre unendliche Spielfreude haben mich stark beeinflusst. Sie haben niemals nur einen Job gemacht, es war und ist immer die hundertprozentige Hingabe zum Spiel, zum Theater, zur Kunst.

Gemeinsam beschäftigen wir uns mit den großen und aktuellen Themen der Welt. Eines dieser Themen, wenn nicht gar das größte unserer sowie der kommenden Zeit, ist der Klimawandel und die damit einhergehenden Transformationen auf den unterschiedlichsten Ebenen. Dieses Thema bewegt das Haus und das Ensemble. Trotz der globalen Bedrohung der Klimaveränderung ist der Mensch aktuell nicht imstande seine Ressourcen zu bündeln, um die Krise zu bewältigen. Die Klimakrise verstehen wir zwangsweise als globales Phänomen. Nichts, was sich im Rahmen nationaler Handlungspläne lösen ließe. Ein Phänomen, das sich nicht für Grenzen oder für Ursache oder Herkunft interessiert. Doch trotz aller Offensichtlichkeit der sich nähernden Katastrophe wurden und werden Kriege vom Zaun gebrochen, Ressourcen verschwendet und es wird mit einer Ignoranz verfahren, die unfassbar war und ist. Im Zuge der Klimakatastrophen, die uns erfassen werden, wird sich unser Gegenwartswahn als Verblendung offenbaren.

Doch werden wir uns im RZt weit abseits des moralischen Zeigefingers halten. Hier werden wir mit viel Humor, wenn auch noch so schwarzem, den komödiantischen Versuch unternehmen, die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft zu beleuchten. Dass dies zu ganz besonderen Auseinandersetzungen führen wird, ist nicht zuletzt einer außergewöhnlichen Qualität des RambaZamba Theaters zu verdanken, nämlich seiner Eigenschaft, sehr verschiedene Künstler*innen zusammenzubringen. Denn dadurch entstehen neue Arbeitsbeziehungen, die es sonst niemals gegeben hätte.

Humor, eigentlich etwas ganz Selbstverständliches, ist eine Besonderheit und, wie ich glaube, eines der Geheimnisse dieses Hauses. Das Bedürfnis zu lachen eint uns auf eine versöhnliche und universelle Weise. Und dies an einem Ort, an dem man nicht immer sicher ist, worüber man lachen darf und kann. In diesem Theater habe ich begriffen, dass das Lachen der Sieg über die Furcht ist. Es ist die Befreiung von allen Tabus und allen Schrecken und erhellt auf diese Weise das Bewusstsein. Leider ist dieser Sieg sehr flüchtig. Und doch bleibt etwas und eröffnet neue Perspektiven auf die Welt. Diese Angstfreiheit bzw. dieser sich ständig wiederholende Sieg über die Angst ist der Ursprung einer großen Kraft, die dem RambaZamba innewohnt. Mit dieser Kraft und einem hohen Anspruch auf der künstlerischen sowie auf der gesellschaftlichen Ebene wurde das RambaZamba Theater zum größten inklusiven Theater Europas. Das einzige mit drei Sparten und einem Repertoire von 110 Vorstellungen pro Spielzeit, bis zu acht Premieren und einem Ensemble von 35 Schauspielerinnen, Tänzerinnen und Musikerinnen sowie vielen Gastkünstlerinnen.

Zu erleben ist dieses Ensemble aber nicht nur im RambaZamba Theater. Regelmäßig spielen die Schauspieler*innen auch als Gäste in anderen Berliner Theatern oder in Filmproduktionen. Gleichzeitig kooperiert und produziert das RambaZamba Theater seit vielen Jahren mit anderen Bühnen. Einer der langjährigsten Partner ist neben der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz das Deutsche Theater in Berlin. Mit beiden Häusern verbindet das RZT seit seiner Gründung vor 32 Jahren eine enge Freundschaft. Die ersten Premieren des RambaZamba Theaters wurden im Deutschen Theater an der Reinhardtstraße gefeiert. So kann man es auch als folgerichtig empfinden, dass sich beide Häuser ab der Spielzeit 2023/24 für mehrere Jahre in dem von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Modellprojekt Programm für inklusive Kunstpraxis (pik) zusammentun, um noch intensiver zusammenarbeiten.

Genauso intensiv, nur jünger ist die Kooperation mit den lehrenden Berliner Kunstinstitutionen. Gemeinsam mit der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, der Universität der Künste und der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf realisieren wir folgerichtig das sehr wichtige Modellprojekt Inklusion in der Lehre der Theaterkünste, gefördert von der Stiftung Deutsch Klassenlotterie Berlin. Hierbei geht es um nichts weniger, als ‚Inklusion‘ bzw. ‚Teilhabe‘ an Kunsthochschulen und Universitäten zu fördern und umzusetzen.

Last but not least gehört 21 downbeat seit 2017 zum festen Repertoire des Hauses. Die Band, die dafür sorgt, dass das RambaZamba auf Festivals wie der Fusion spielt und regelmäßig auf dem Festival Pop-Kultur des Musicboards in Berlin zu Gast ist. Gleichzeitig ist dies auch der Kern neuer Formate wie der Reihe HiFreaks, die Lyrik und Musik auf bislang nicht gehörte Weise verbindet. Dies alles ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den Weiten des RambaZamba-Universums, das sich immer weiter ausdehnt und weiterwächst.

Frank Castorf schrieb einmal: „Das RambaZamba Theater ist das einzige Theater, das ohne Sinnkrise auskommt …“. Dem stimme ich absolut zu. In jedem Fall wird das RambaZamba Theater ein Ort der Sinnlichkeit, Spielfreude und der Anarchie bleiben. All dies macht mir unglaublich viel Vergnügen und in diesem Sinne wünsche ich Ihnen auch viel Spaß!