RZ Agentur
Die RZA ist Teil des RambaZamba e.V. und verantwortet die Vermittlung von Schauspieler:innen mit Beeinträchtigungen in die Bereiche Film und Fernsehen. Unsere Schauspieler:innen sind gestandene und erfahrene Künstler:innen. Ein wichtiger Teil der RZA ist neben der Ausbildung das Coaching und die Betreuung der Schauspieler:innen am Set. RZ Agentur
Studio 21
Studio 21 ist ein inklusives Performance-Festival mit zahlreichen Bands, immersiven Inszenierungen und einem vielfältigen Workshop-Programm. Die eingeladenen Künstler:innen zeigen eindrucksvoll, wie innovativ die zeitgenössische inklusive Musikszene ist und wie wichtig es ist, sie sichtbar zu machen. Das Studio 21 fand erstmals 2021 in Kooperation mit dem Pop-Kultur-Festival statt. Studio 21
RZ Audio
RambaZamba Audio ist ein Projekt des RambaZamba Theaters. Wir präsentieren (in unregelmäßigen Abständen) Hörbücher und Audio-Projekte, die von den Schauspieler:innen des Ensembles gemeinsam mit Gästen eingesprochen werden. RZ Audio
Diskurs
Das RambaZamba und die Wissenschaft
Unser Heute durchzieht, so der Theoretiker des Anthropozäns Bruno Latour, ein irreversibler Riss. Mit dem 21. Jahrhundert fällt das Gleichgewicht der Sphären in den Verantwortungsbereich des Menschen. Konnten frühere Generation das planetarische System weder destabilisieren noch dessen Entwicklungen beeinflussen, bedingt die Kreuzung von Erd- und Menschengeschichte (Dipesh Chakrabarty), dass die Dynamik der ökologischen Parameter von der globalen Zivilisation nicht mehr zu trennen ist. Die Sorge um das Klima, die Biodiversität und die Hydrosphäre gehören mittlerweile zu den vordringlichen gesellschaftlichen Aufgaben. Was Karl Marx einmal griffig als „Stoffwechsel mit der Natur“ bezeichnet hat, bedarf immer stärkerer Steuerung, sollen dessen Nebeneffekte nicht unumkehrbare Entwicklungen einleiten.
Wie ist vor diesem Horizont die Kooperation des RambaZamba Theaters mit einer groß angelegten Forschung zur Zukunft des Wassers in Berlin und Brandenburg der Berlin University Alliance zu deuten? Eine Zusammenarbeit, die ein evidentes, wenn auch selten ausgesprochenes Credo unterstreicht: WIE DIE ATEMLUFT GEHT DAS WASSER UNS ALLE AN. Zwar ist das Wohl und Wehe der Zukunft weiterhin offen, doch um den gesellschaftlichen Kollaps zu vermeiden, bedarf es der Partizipation aller. Die weitere Entwicklung hängt in hohem Maße davon ab, ob es gelingen wird, einen sensiblen Umgang mit den bislang alltäglichen Stoffen, auf denen das Leben basiert, in Gang zu setzen. In diesem Prozess der Bewusstwerdung und Transformation spielt das symbolische Feld eine zentrale Rolle.
Doch inwiefern transportiert der ausdrückliche Wunsch, dieses Thema mit einer Inklusionsbühne als Gegenüber anzugehen, mehr als eine Attitüde? Wie den semantischen Überschuss fassen, der dieser Geste zugrunde liegt? Offenbar geht dieser Ansatz, die ökologischen Herausforderungen zu meistern, mit einem Akt der Akzeptanz einher. Er bildet einen Gegenentwurf zur Agenda des Homo Faber bzw. Homo oeconomicus, der diese Welt nach Kriterien linearer Effizienz eingerichtet hat und sich dagegen sträubt wahrzuhaben, dass er sie damit ruiniert. Doch mit der Epoche des Anthropozäns ist dessen Uhr abgelaufen – „um den Preis des Überlebens“, wie es bei Heiner Müller prägnant heißt. In unserem Hier und Jetzt gilt es, das historisch gewachsene Verhältnis unserer Zivilisation zu dem Natur genannten Außen grundsätzlich zu revidieren und die Prämissen unserer Kultur vorbehaltlos auf den Prüfstand zu stellen. Damit weist der Akt der Akzeptanz weit über die populäre Diagnose der bloßen Reparatur einer Störung des gesellschaftlichen Metabolismus hinaus.
Zugleich ist eine auf Anerkennung basierende Kultur tief in der Geschichte der Bühne verwurzelt. Genetisch erhebt sich die dramatische Kunstform aus kultischen Feiern, und erst im Laufe der Urbanisierung kommt es zu einer Trennung in Agierende und Publikum. Die ins Parkett verbannten Ex-Akteure werden dabei noch eine geraume Zeit von einem Chor repräsentiert, der die Gefühlslagen und Entscheidungen der Protagonisten kommentiert. Ein Wort, das im Altgriechischen den Handelnden bezeichnet, wie es auch im englischen ‚actor‘ mitschwingt, während die deutsche Bezeichnung ‚Schauspieler‘ den Blickpunkt des Publikums einnimmt.
So wenig dieses Medium in den Anfängen von Heldenreisen mit mehr oder minder erfolgreichem Ausgang oder gar von ‚superheros‘ mit übermenschlichen Fähigkeiten erzählt, so wenig verkörpern die Protagonisten, an deren Schicksal die Gemeinschaft im Theater teilnimmt, die Ideale, Tugenden oder geglückten Entwürfe der Gesellschaft. Im Gegenteil: Der hinkende Ödipus verletzt zahlreiche Tabus, Ajax verfällt dem Wahnsinn und entleibt sich, Iphigenie wird vom eigenen Vater für günstigen Wind geopfert, Orest tötet seine Mutter usw. Die Reihe setzt sich bis in unsere Tage fort, wo immer Existenzformen einer von Ausgrenzung bedrohten Zone die Bühne bespielen.
Im Licht der Akzeptanz zeichnen sich deutliche Pfade ab, die von den Ursprüngen eines auf Anerkennung basierenden Theaters zum RambaZamba bzw. Bühnen für Menschen mit Behinderung führen. Die Inklusionstheater befinden sich in (einem) Einklang mit den skizzierten antiken Präliminarien, weil sie sich zu denjenigen bekennen, die von Tabus, Vorurteilen und Exklusion in Felder des Nicht-Sichtbaren gedrängt werden. Gestern wie heute und morgen gewinnt das Selbstbild der Gemeinschaft umso mehr an Stimmigkeit, je intensiver sie sich in den von gesellschaftlichen Instanzen der Repräsentanz ausgeblendeten Akteuren spiegelt. Im alten Athen schloss diese Haltung nicht nur die Opfer des Kriegs wie Die Trojanerinnen ein, bei denen es sich explizit um Angehörige einer feindlichen Macht handelt. Selbst den persischen Aggressoren, die in zwei Schlachten zu Lande und auf See geschlagen wurden, versagt das zehn Jahre nach den Perserkriegen aufgeführte Stück Die Perser keineswegs die Anteilnahme.
Eine auf Anerkennung basierende Kultur im Anthropozän hat sich ebenso auf die von der Aufmerksamkeitsökonomie vernachlässigten Bereiche des Sozialen wie auf unser planetarisches Habitat, auf die Marginalisierten wie auf Tiere und Landschaften zu beziehen. Ihre Logik mahnt, sich sowohl von dem Wahn zu verabschieden, dass der scheinbar funktionierende, aber doch unersättliche Konsument das Maß aller Dinge ist, wie auch, dass es sich bei dem Erdplaneten um einen unendlichen Verfügungsraum handelt. Angesichts der sich auftürmenden ökologischen Bedrohungshorizonte, die, wie Latour anmerkt, keine Zuschauer mehr kennen, bedarf es im Fokus der ökologischen Motive gemeinschaftsstiftender Gesten. Keine Zeremonien repräsentativer und illusionärer Selbstbespiegelung, sondern Zusammenkünfte, die auf der harten Währung Anerkennung basieren. Unter dieser Prämisse markiert die Zusammenarbeit zwischen RambaZamba und Wissenschaft bzw. den Berliner Universitäten einen Meilenstein beim Aufbau einer zukunftsfähigen Zivil- bzw. Stadtgesellschaft.