Moby Dick

nach Herman Melville in einer Bearbeitung von Steffen Sünkel

Regie: Jacob Höhne

English surtitles / Deutsche Übertitel

„Moby Dick“ ist ein Monster, vor dem der Autor persönlich warnt, „Es ist kein feines weibliches Stück Seide, sondern aus jenem grauen­haften Gewebe, das aus Schiffstrossen und Tauen gemacht ist. Ein Polarwind pfeift hindurch und Raubvögel umflattern es. Warnen Sie alle zartbesaiteten Seelen davor, auch nur einen flüchtigen Blick in das Buch zu werfen – sie riskieren Hüftweh und Hexenschuss.“ Herman Melvilles Meisterwerk um den mythischen weißen Wal und den von unendlichem Hass getriebenen Kapitän Ahab erscheint im Herbst 1851 und zählt heute zu den zeitlosen Klassikern der Weltliteratur. Was zunächst als normaler Walfang beginnt, entwickelt sich urplötzlich in einen Rachefeldzug tragischen Ausmaßes. Die Matrosen werden von ihrem in seinem krankhaften Wahn gezeichneten Kapitän zur bedingungslosen Gefolgschaft gezwungen und gehen im Kampf mit der Naturgewalt jämmerlich zu Grunde. Eine reine Männerwelt, die sich ausschließlich über Kraft und Macht definiert, die losgelöst von der Gesellschaft an der eigenen Hybris jämmerlich scheitert.

Der Text ist heute noch aktuell. Der Wandel der Gesellschaft hat enorme Auswirkungen auf die bisherige Definition von Männlichkeit. Jack Urwin, ein junger englischer Autor, spricht in seinem Buch „Boy´s don´t cry“ von der Krise der Männlichkeit. Ein Symptom für seine Diagnose ist die krankhafte Risikobereitschaft der Männer, die auf Kosten des eigenen Lebens geht: „Toxische Männlichkeit ist die Angst vor Entmannung, die als das Schlimmste gilt, was einem Mann passie­ren kann, sie ist so schlimm, dass wir den Tod in Kauf nehmen, um sie zu vermeiden.“ Ähnlich wie der Matrose Starbuck, ruft Jack Urwin uns zu, innezuhalten und über die Rolle des Mannes innerhalb der Gesellschaft neu nachzudenken. Weil der Kampf mit dem weißen Wal nicht zu gewinnen ist und er geradewegs in den Untergang führt.


(en)
MOBY DICK

Based on the novel by Hermann Melville, in an adaptation by Steffen Sünkel

‚Moby Dick‘ is a monster, one of which the author is personally warning you: ‘It is not a piece of fine feminine Spitalfields silk. But is of the horrible texture of a fabric that should be woven of ships‘ cables & hausers. A Polar wind blows through it, & birds of prey hover over it. Warn all gentle fastidious people from so much as peeping into the book – on risk of  a lumbago and sciatics.’ Hermann Melville’s masterpiece about the mythical white whale and the infinitely hate driven Captain Ahab was released in the autumn of 1851 and is now considered a timeless classic of world literature – a story that quickly turns ordinary whaling into a vendetta of tragic extent. The sailors are forced into an unconditional allegiance by their morbidly delusional captain and collapse miserably in the battle with the forces of nature. A true men’s world, which is defining itself through power and potency and detached from society is failing at their own arrogance.

The material is still relevant. The change in our society has an enormous impact in the way we define masculinity to date. Jack Urwin, a young English writer talks in his book ‘Man Up: Surviving-Modern Masculinity’ of the crisis of masculinity. He is identifying an abnormal willingness to take risks at the expense of one’s own life as one of the symptoms. Similar to the sailor Starbuck, Jack Urwin is calling us to pause  and to reflect on  the role of the man within our society. This is why we can’t win the battle with the white whale which is leading directly to our downfall.

Eine Kooperation mit Das Helmi Puppentheater
Gefördert aus Mitteln des Landes Berlin, Senatsverwaltung für Kultur und Europa

Pressestimmen:

Der zweistündige Abend wirkt bald wie eine ungeschützte Reise ins Herz der menschenfressenden maskulinen Finsternis im Kleid einer gekonnt gemachten, mitunter bedeutungsvoll verdunkelten Inszenierung. (Irene Bazinger, Berliner Zeitung)

Gäste: Boris Jacoby, Skye MacDonald, Felix Loycke, Florian Loycke, Sara Lu, Mattias Mosbach, Rúben Nsue
Bühne: Jacob Höhne
Choreografie: Sara Lu, Rúben Nsue
Kostüme: Janina Brinkmann
Musik: Andreas Spechtl
Dramaturgie: Steffen Sünkel
Puppen: Das Helmi
Chorleitung: Bernd Freytag