Die Verwandlung bildet den Grund aller Theaterkunst. Ohne Masken und Gestaltwechsel, ohne sprechende Puppen im szenischen Zauberkreis keine Transformation. Diese Eigenschaft teilt das Wasser, der Grundbaustein des Lebens, mit dem Dasein auf der Bühne. Wie kein anderer Stoff kann dieses Element unzählige Aggregatzustände annehmen, heute Welle, morgen Wolke und übermorgen Tropfen, Eiszapfen oder Schneeflocke. Augenblicklich verleiht die Erderwärmung dieser akrobatischen Eigenschaft zusätzlichen Schwung. Nur wenig Zentimeter hohe Bäche mutieren in wenigen Stunden zu reißenden Strömen, die Autos durch Ortschaften spülen; Sturzregen überfluten U-Bahnschächte und setzen in kurzer Zeit urbane Verkehrssysteme außer Kraft, während die arktischen Eisschilde splittern und der steigende Meeresspiegel ganze Inselgruppen offenbar unaufhaltsam mit dem Untergang bedroht.
Mit Schauspiel, Tanz, Musik, Video, Puppen, Experten und ausgewiesenen Wasserratten begibt sich das Ensemble des Theaters des Anthropozän zusammen mit RambaZamba-Schauspielerin Shirly Klengel auf eine wilde Reise in die Wunderwelt der Metamorphosen des Wassers. Eine Expedition, die fragt, was dessen Veränderbarkeit und Neigung zum Formwechsel für die nahe Zukunft bedeutet. Wie lässt sich unser Verhältnis zu dieser liquiden Substanz gestalten, welcher Umgang mit ihr empfiehlt sich, soll unsere Existenzweise nicht den Bach runtergehen. Birgt dieser Stoff, dessen Vorhandensein bislang so selbstverständlich war, noch unentdeckte Potentiale? Was bedeutet zum Beispiel die Tatsache, dass das Wasser der Ozeane eine mineralische Zusammensetzung aufweist, die der unserer Körperflüssigkeiten entspricht? Was verrät uns die Schönheit der Seerosen? Warum leuchten manche Geschöpfe der Tiefsee, dringt bis dort doch kein einziger Lichtstrahl?
Das Stück entsteht im Rahmen der Zusammenarbeit des RZts mit dem Theater des Anthropozän und dem Projekt AnthropoScenes, das von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Land Berlin im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern durch die Berlin University Alliance gefördert wird.